Mehr als 150 Ordensgeistliche aus dem gesamten Diözesanbistum kamen zum diesjährigen Ordenstag ins Kloster Steinfeld. Dort begrüßte sie Bischof Dr. Helmut Dieser. Vorträge, Gesprächsrunden, Führungen über das Klostergelände standen auf dem Programm, dazu nachdenkliche Worte eines Bischofs – und zweifelnde Engel.
„Heute überwiegt die Fröhlichkeit und gelebter Glaube!“ Br. Wolfgang Mauritz OFM lebt im Franziskanerkloster Vossenack in Hürtgenwald. Dort betreibt er seit mehr als 44 Jahren das Marionettentheater „De Strippkes Trekker“. Doch am vergangenen Samstag war der Meiser der Fäden sozusagen hautberuflich nach Steinfeld gekommen. Als einer von mehr als 150 Ordensleuten aus dem gesamten Diözesanbistum fand der alljährliche „Ordenstag“ schon zum dritten Mal nach 2002 und 2012 in der Eifel statt. Ein Tag um sich zu treffen, auszutauschen, aber auch ein Tag der Selbstvergewisserung, der Diskussion über Fragen des Ordenslebens.
„Steinfeld ist wirklich ein schöner Ort“ strahlte Bischof Dr. Helmut Dieser bei der Begrüßung – zu rund 90 Prozent weiblichen – Ordensleute in der Basilika am Ende der von Ihm als Hauptzelebrant geleiteten festlichen heiligen Messe in der Basilika. Er freue sich, hier Gastgeber der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im kommenden Jahr zu sein.
In der Aula des Hermann-Josef-Kollegs verfolgten die Ordensgeistlichen aus dem Bistum Aachen aufmerksam den geistlichen Vortrag von Sr. Dr. Christiana Reemts OSB, Äbtissin der Abtei Mariendonk in Grefrath. Foto: Stefan Lieser
War das ein Ausblick, ging es im Anschluss in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs um den Alltag der Gegenwart des Ordenslebens: „Wie und wo Gott im Alltag auf uns zukommt“, so der Titel des Vortrags von Äbtissin Sr. Dr. Christiana Reemts OSB von der Abtei Mariendonk in Grefrath als Hauptrednerin des Ordenstages. Sie widmete sich der Exegese der Textstelle mi Buch Genesis in der Jakob von der Himmelsleiter träumt. Dem Stammvater des Volkes Israel erscheinen Engel, die eine Himmel und Erde verbindende Leiter auf- und absteigen.
Was dies mit dem Leben der ihr zuhörenden Ordensgeistlichen zu tun hat? „Jakobs Traum von der Himmelsleiter steht für unser aller Leben zwischen den Schwierigkeiten der Vergangenheit und denen der Zukunft. Dazwischen müssen wir einen Weg suchen“, so die Theologin und Buchautorin. Die Leitertritte hinauf – das sei für gläubige Christen die Hoffnung auf eine Erlösung nach dem Tode, die Alltäglichkeiten des Lebens stehen davor.
Engel sind wiederum nach ihrer Textinterpretation die Boten zwischen dem Göttlichen und Irdischen. „Was sehen Engel, wenn sie uns Menschen sehen? Darüber könnte man gut mal nachdenken“, ist sie überzeugt, denn „für Engel sind wir einfach nicht einzuordnen, weil zu unentschieden“. Und dann ein Appell: „Die Welt würde sich verändern, wenn wir aus tiefer Überzeugung im Anderen immer das Ebenbild Gottes sehen würden!“
Sr. Dr. Christiana Reemts OSB, Äbtissin der Abtei Mariendonk in Grefrath, hielt einen geistlichen Vortrag zum Ordenstag des Bistums Aachen. Foto: Stefan Lieser
Für die versammelten Ordensgeistlichen war dies sozusagen geistige Nahrung an ihrem Tag, an dem es ansonsten vor allem um das „Zusammenkommen, das sich austauschen“ ging, so Sr. Oberin Little Flower von den Barmherzigen Samariterinnen an der Communio in Christo in Mechernich.
Die Non, das Mittagsgebet des Ordenstages, mit den Trappistinnen um Sr. Äbtissin Gratia in der kleinen Klosterkirche des hierhin aus Maria Frieden bei Dahlem gezogenen Ordensgemeinschaft, habe ihnen neben der Messe in der Barockbasilika am besten gefallen, so Oberin Little Flower und ihre beiden Mitschwestern Rosa und Tessina: „Bei der Non kam man zur Ruhe“. Anschließend stand Äbtissin Sr. Gatia zum Gespräch in der kleinen Klausur bereit. Auch Weihbischof Karl Borsch lud in der Schulaula zum geistlichen Gedankenaustausch ein.
„Die Non mit Äbtissin Schwester Gratia von den Trappistinnen war besonders schön“, so Sr. Oberin Little Flower (Mitte) von den Barmherzigen Samariterinnen bei der Communio in Christo in Mechernich, die mit ihren Ordensschwestern Rosa (links) und Tessina nach Steinfeld gekommen war. Foto: Stefan Lieser
Zwei andere Angebote am Samstagnachmittag fanden dann überraschend viele Interessenten: Pater Lambertus Schild SDS hielt an der Statue des Ordensgründers der Salvatorianer P. Jordan im Innenhof von Kloster Steinfeld einen Kurzvortrag zur Klosterentwicklung. Was viele der Zuhörenden nicht wussten: Erst seit 100 Jahren sind die Salvatorianer in Steinfeld, seit 1916 die Salvatorianerinnen. Die Ordensgemeinschaft hatte zunächst das noch dem preußischen Staat gehörende Kloster angemietet, 1956 dann gekauft. 1924 war das Herrmann-Josef-Kolleg, ursprünglich gedacht als Konvikt zur Ausbildung geistlichen Nachwuchses, gegründet worden, das im kommenden Herbst sein 100-jähriges Bestehen feiern wird.
P. Anton Steinberger OSFS war aus dem Salesianerkloster Haus Overbach bei Jülich angereist. Foto: Stefan Lieser
Unter den aufmerksamen Zuhörern unweit davon um Helmut Kirfel, bekannter Steinfeld- und Klosterchronist, auch P. Anton Steinberger OSDS aus dem Kloster der Oblaten des Franz von Sales Haus Overbach bei Jülich. Die nur noch aus fünf Ordensgeistlichen bestehende Brüdergemeinschaft musste 2009 das klostereigene Jungeninternat mangels Nachfrage und angesichts der Unterhaltungskosten der Klosteranlage schließen, das angeschlossene MINT-Gymnasium besteht weiterhin. Doch was tun mit dem Kloster selbst? „Wir haben zum Glück mit dem Bildungs- und sozialunternehmen CJD, der Christlichen Jugend Deutschland, einen neuen Eigentümer gefunden“, so P. Steinberger.
Helmut Kirfel (hinten, Mitte), Chronist und Kenner der Geschichte des Klosters Steinfeld, führte eine Gruppe der Ordensgeistlichen durch die weitläufige Klosteranlage. Foto: Stefan Lieser
Nicht überall ist eben ein Wolfgang Scheidtweiler zugegen, der Kloster Steinfeld wie auch Kloster Mariawald bei Heimbach finanziell unterstützt und beiden Klosteranlagen eine Zukunft gibt beziehungsweise geben will. Scheidtweiler kündigte am Rande des Ordenstages einen baldigen Fortgang der Bauarbeiten in Mariawald an: „Mariawald steht seit 500 Jahren, da sind ein paar Monate, in denen dort wenig passiert, keine Zeit“, so sein Appell. (sli)