„Das macht mir den Kopf frei!“
120 Pilger und Pilgerinnen an einem ganz normalen Dienstagvormittag in der Basilika von Kloster Steinfeld. Was sich für Außenstehende wenig spektakulär anhören mag, ist es tatsächlich doch: Denn an neun Dienstagen bis zum Hermann-Josef-Fest am Wochenende des 11./12. Mai pilgern die Gläubigen derzeit zum Grab des hl. Hermann-Josef in der Steinfelder Basilika. Und das bedeutet schlicht: Allen Zeitläuften zum Trotz lebt eine nachweislich seit Mitte der 1830er Jahre bestehende Tradition ist auch nach mehr als 90 Jahren noch lebendig.
Die hl. Messe in der Basilika von Kloster Steinfeld ist der geistliche Höhepunkt der Pilgerschaft an den neun Hermann-Josef-Dienstagen.
Neun Mal bis zum Hermann-Josef-Fest wird den Gläubigen das dienstägliche Wallfahrtsangebot gemacht. Es besteht aus der Beichtgelegenheit, der hl. Messe du dem anschließenden gemeinsamen Pilgerfrühstück.
Im Hermann-Josef-Saal des Klosters sind dafür an die 120 Plätze eingedeckt. „Das ist wieder viel, die Tradition ist erfreulicherweise nach Corona wieder aufgelebt“, heißt es aus dem fleißigen Helferteam in der Küche. Viele der ehrenamtlichen Helferinnen machen das schon seit Jahren, da kennt man natürlich auch viele der Pilgernden, die nach der hl. Messe in den Saal zum gemeinsamen Kaffee, Tee und belegten Brötchen kommen.
Auf das Küchenteam fürs Pilgerfrühstück ist Verlass.
Karin und Erika aus Zingsheim zum Beispiel. „Ich komme, wenn irgend möglich jeden der neun Dienstage nach Steinfeld“, meint Karin, der das nicht nur ein Glaubensanliegen ist. Es geht ihr auch um die Geselligkeit unterwegs, man treffe viele, die wie sie treue Hermann-Josef-Pilger sind. Gerade beim gemeinsamen Frühstück tausche man sich da gerne aus. Erika betont ihr Gebetsanliegen, das sie wie die meisten der Hermann-Josef-Dienstagspilgernden hat: „Ich war mal sehr krank. Als Dank, dass ich wieder gesund geworden bin, komme ich an den Dienstagen nach Steinfeld.“
Ein paar Tisch weiter ist eine Fünfer-Clique aus Marmagen sichtlich gut gelaunt. Katharina versichert, dass sie „seit 20 Jahren“ möglichst jeden Dienstag dabei ist. Wie sie damals auf die Idee gekommen ist? „Unsere Nachbarn haben mich einfach mal mitgezogen. Ich bin dabeigeblieben“. Fünf Kilometer geht es am frühen Morgen von Sötenich den Berg nach Steinfeld hinauf, zurück nehme man aber „eine Abkürzung“, schmunzelt Johanna, die auch die Genesung nach einer schweren Erkrankung dazu gebracht hat, am Grab des hl. Hermann-Josef ein Dankesgebet zu sprechen.
Hans wiederum findet auch „das Singen in der Kirche während der Messe sehr schön“. Und Brigitte ist überzeugt: „Auf dem Pilgerweg nach Steinfeld kriegt man den Kopf frei. Man kommt einfach auf andere Gedanken unterwegs“. Dafür reiche schon die relativ kurze Distanz von Marmagen bis zum Kloster.
Auch für P. Wieslaw Kaczor von der Gemeinschaft der Gemeinden Steinfeld, sozusagen der Hausherr der Veranstaltung, ist die Zahl von 100 bis 120 Pilgernden an den neun Hermann-Josef-Dienstagen im Frühjahr eine erfreuliche Nachricht. In diesem Jahr kann er zudem am letzten der Dienstage, dem 7. Mai, vor dem Hermann-Josef-Fest auch Bischof Dr. Helmut Dieser begrüßen. Der Bischof wird die Messe leiten, er ist am 6. und 7. Mai mit dem Priesterrat des Bistums Aachen auf Klausur im Kloster Steinfeld. (sli)
P. Wieslaw Kaczor mit zwei Pilgerinnen beim Frühstück im Hermann-Josef-Saal.
Info
Zu allen Hermann-Josef-Dienstagen – noch bis zum 7. Mai – hat Pastoralreferentin Alice Toporowsky ein eigenes geistliches Textprogramm zu den Lesungen während der hl. Messen ausgearbeitet. Gleich ist der Programmablauf davor und danach: 8-8.45 Uhr Beichtgelegenheit in der Basilika, 9 Uhr hl. Messe, anschließend Pilgerfrühstück im Hermann-Josef-Saal. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Text/ Bilder: S. Lieser