
P. Philipp ist nach fünfjähriger Vakanz neuer Schulseelsorger am HJK
Steinfeld. „Der nächst Ältere ist Ende 50“. Wenn P. Philipp Sauter sich den kleinen Kreis der aktuell acht Mitbrüder des Salvatorianerklosters Steinfeld ansieht, wird dem 37-Jährige klar, dass ein klösterliches Leben heute fast schon die Ausnahme geworden ist. 40 Brüder seiner Gemeinschaft gibt es noch in ganz Deutschland. Der neue Schulseelsorger am HJK ist einer von ihnen – und ihr jüngster.
Nach einer fünfjährigen Vakanz ist damit die Stelle wieder besetzt, und P. Philipp wird nun das Lehrerkollegium, vor allem aber nach und nach die 678 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums kennenlernen.
Was aber bringt aber einen sportlich wirkenden 37-Jährigen dazu, sich ganz dem klösterlichen Leben und seinen Glauben zu widmen? Ein Salvatorianer als Schulseelsorger – das ist heute auch an einem kirchlichen Gymnasium wie dem Hermann-Josef Kolleg offenbar alles andere als selbstverständlich.
Es sei ihm jedenfalls nicht in die Wiege gelegt worden, stellt der in Bad Waldsee bei Ravensburg geborene Philipp Sauter fest. Heizungsinstallateur hat er gelernt. Nach dem Zivildienst in Köln wollte er Rettungsingenieurwesen auf Bachelor an TH der Domstadt studieren. Alles deutete auf ein normales, bürgerliches Leben hin. Doch dann kam eine Lebenskrise.
Vor elf Jahren sei das gewesen, und die Erschütterungen müssen für den damals 26-Jährigen existenziell gewesen sein. Er unterbricht sein Studium kurz vor Abschluss der Bachelorarbeit und nimmt sich eine siebenwöchige Auszeit. Eine Tante und Laiensalvatorianerin habe die Not ihres Neffen genau erkannt, weiß Philipp Sauter heute. Sie gab ihm den Rat, Hilfe zu suchen, stellte den Kontakt zum Salvatorianerkloster Lochau am Bodensee her. Er habe damals angefangen zu beten, erinnert sich Philipp Sauter, obwohl ihm bis zu diesen Tagen Gott und der Glaube herzlich egal gewesen seien.
Im Schutz der vertrauensvollen Umgebung der Brüdergemeinschaft änderte sich das. „Ich habe mich dort selber kennengelernt. Was ich bin, was mich ausmacht“, blickt P. Philipp Sauter SDS dankbar zurück. Er fand zu seinem Glauben an Gott, der ihm half, und der für ihn seitdem einen Namen hat: Jesus Christus.
Es war der Beginn eines neuen Lebens: Nach den sieben Wochen schloss Philipp Sauter sein Bachelorstudium in der Fachrichtung Notfallseelsorge als Teilgebiet der Gefahrenabwehr ab. Er kündigte seine Mietwohnung in Köln, packte einen Koffer, und stand 2014 erneut vor der Klosterpforte in Lochau. „Mehr als den Koffer hatte ich nicht“, meint er nur. Er hatte sich entschieden.
Sechs Monate dauerte die „Kandidatur“, mit fünf weiteren Aspiranten begann er im Anschluss 2015 das einjährige Noviziat. Südlich von Manila auf den Philippinen. Sein Zimmer im Kloster, das versprach ihm der Superior vor dem Abflug, würde frei bleiben. Es war Philipp Sauter zur Heimat geworden. Die blieb es in einem Jahr, in dem er sich heimatlos fühlte und natürlich die Fragen und Zweifel wieder hochkamen: Ist das alles richtig für mich?
2016 legte er die 1. Profess ab, in der er fünf Mal hintereinander, immer für ein Jahr, gelobt in Armut zu leben, in Gehorsam und in eheloser Keuschheit. Gleichzeitig begann er 2016 in München – er wohnte im dortigen Salvatorianerkloster – das fünf Jahre dauernde Theologiestudium, gefolgt von drei Jahren Kaplanzeit in München-Neuhausen. 2021 folgte die Ewige Profess, dann die Diakonweihe, ein halbes Jahr später die Priesterweihe.
Aus Philipp Sauter war P. Philipp Sauter SDS geworden. Ende des vergangenen Jahres machte er am Zentrum für Berufspastoral in Frankfurt eine Ausbildung zum „Geistlichen Begleiter“. Mitte Januar brach er in München seine Zelte ab. Seitdem ist er hier Mitglied der Brüdergemeinschaft seines Ordens.
Und er suchte das Gespräch mit Thomas Frauenkron, Schulleiter des Hermann-Josef Kollegs. Die vakante Stelle des Schulseelsorgers, das wäre was für ihn: „Ich möchte gerne für junge Menschen da sein und sie begleiten“. Parallel hat er eine berufsbegleitende Pastoralausbildung gemacht. Frauenkron und der Schulträger, die Werke der Salvatorianer gemeinnützige GmbH sagten zu.
Ob er das alles je bereut habe? „Nein, bei mir hat diese Entscheidung zu mehr Freude und zu mehr Leben geführt. Das war eine Sehnsucht. Es muss natürlich keine Lebenskrise sein, die einen in ein Kloster führt. Bei mir war es eben so.“ Jetzt will er auch wieder ein altes Hobby reaktivieren: In jüngeren Jahren war P. Philipp Sauter aktiver Fußballspieler – nun wird er die Lehrer-elf am HJK verstärken.
Bild u. Text: S.Lieser