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Bischöfe kommen nach Steinfeld

Vom 10. bis 13. März des kommenden Jahres wird die Deutsche Bischofskonferenz der Katholischen Kirche zur Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld tagen. 61 Weihbischöfe, Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle aus allen deutschen Diözesen werden in Steinfeld erwartet. Das gastgebende Bistum Aachen hat Kloster Steinfeld als Tagungsort vorgeschlagen

„Wir freuen uns!“ Aachens Bischof Dr. Helmut Dieser ist von der Wahl des Klosters Steinfeld als Tagungsort für die Frühjahrsvollversammlung 2025 der Deutschen Bischofskonferenz überzeugt. „Das Kloster Steinfeld ist ein großartiger Ort, an dem seit 900 Jahren der christliche Glaube gelehrt und verbreitet wird: zuerst von Prämonstratenser-Chorherren und seit 100 Jahren vom Orden der Salvatorianer“.

Wäre es nur diese große Geschichte des geistlichen Zentrums der Nordeifel, wäre es wohl dennoch nicht so weit gekommen. Doch das Neue Gästehaus mit 4-Sterne-Standard sowie die großzügigen Tagungs- und Seminarräume im ehemaligen Kloster, dazu die Basilika tun wohl das ihre dazu, dass es zur Premiere in mehrfacher Hinsicht kommt: Zum ersten Mal in der Geschichte der Bischofskonferenz seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), so Bischof Dieser, tagt man im Bistum Aachen. Und in Steinfeld, weil es „einer der ältesten geistlichen Orte im Bistum ist“, so der Bischof. „Im Gästehaus können wir die große Anzahl von Personen gut unterbringen“, ist er überzeugt.

In abgeschiedener Lage in einem Dorf auf einem Höhenrücken der Nordeifel – doch ganz so abgeschieden wie es über Jahrhunderte war, ist Kloster Steinfeld heute nicht mehr. Es ist seit der Sanierung des ehemaligen Internats mit Ausbau zum „Gästehaus“ eine beliebte und bekannte Übernachtungsadresse geworden.

Den zeitgleichen Besuch von mehr als dem zuständigen Bischof aus Aachen gab es hier schon lange nicht mehr, erinnert sich Helmut J. Kirfel, Stellvertretender Vorstand der GdG Steinfeld, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Pfarrei, und vor allem kundiger Klosterchronist: „1960 kamen eine Woche lang anlässlich der nicht stattgefundenen Heiligsprechungsfeier des Hermann-Josef in Rom mehrere Bischöfe nach Steinfeld und hielten hier als Ersatz die Hochämter ab. Natürlich der Bischof von Aachen, der Erzbischof von Köln, Bischöfe, die dem Kloster verbunden waren.“ Seitdem tagen in Steinfeld zwar immer mal wieder auch hochrangige kirchliche Fachgruppen oder Arbeitskreise, doch mehr als ein Bischof ist nicht dabei. Bisher.

Das wird sich zwischen dem 10. und 13. März 2025 drastisch ändern, dann sind es sofort 61. „Wir rechnen insgesamt mit an die 100 Personen, denen wir den hohen Standard in unserem Gästehaus auch anbieten können“, ist Gastgeber Christoph Böhnke überzeugt. Er wird im März 2025 Eminenzen in vermutlich einmaliger Zahl begrüßen können, darunter auch den Apostolischen Nuntius in Deutschland, und möglicherweise mit der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Beate Gilles eine der wenigen anreisenden hochrangigen Frauen.

Vermutlich schon ab dem Wochenende vor Beginn der Vollversammlung am 10. März und bis einschließlich des Wochenendes nach dem 13. des Monats wird Kloster Steinfelds Gästehaus dann für die anreisende Bischöfe und deren Entourage sowie die erwarteten zahleichen Medienvertreter reserviert sein.

Haupttagungsort der nicht-öffentlichen Vollversammlung  wird der Hermann-Josef-Saal werden, den Böhnke bis zum kommenden Frühjahr noch sanieren lassen will: „Wir werden die Wände neu streichen und die Beleuchtung verbessern. Und wir müssen neben Mikrofonen auch kleinere Tische anschaffen.“ Bei der Tagungsraumtechnik im Saal wie den Seminarräumen will man einen externen Fachdienstleister verpflichten. Er soll vor allem für eine gute und zuverlässige Internetverbindung sorgen. Einige Veranstaltungen der Vollversammlung werden Online gestreamt. Um den Überblick zu behalten hat Böhnke seitens des Sekretariates der Bischofskonferenz in Bonn eine Art Pflichtenheft bekommen, in dem steht, wie der Ablauf einer Vollversammlung aussieht, was wann wo und wie benötigt wird. „Alle Räume sind abgenommen. Ab Neujahr 2025 werden wir intensiv in die Vorbereitungen einsteigen“, so Böhnke. Tatsächlich haben sie spätestens mit der offiziellen Bestätigung des Datums begonnen.

Dazu gehört auch der Aufbau eines Pressezentrums, wahrscheinlich in den Räumen der Kunstakademie Steinfeld, mit Arbeitsräumen für die Medienvertreter, und der „Schülerkapelle“, die oft für kleinere Konzerte genutzt wird, für Pressekonferenzen. Andernorts werde es allerdings keine Extras geben, meint Böhnke: „In der Küche werden wir das kochen, was auch unsere normalen Hausgäste bekommen“.

Und wie steht es um die Sicherheit der geistlichen Würdenträger während der Eifeltage? Auch diese  Frage treibt Pater Wieslaw Kaczor, Pfarrer von Steinfeld und Regionalvikar um. Steinfeld-Historiker Kirfel gibt da eine gewisse Entwarnung: „1789 und dann später auch von den Preussen wurde die Mauer um das Kloster erneuert und verstärkt.“ Ob das ausreichen wird? Tatsächlich aber ist eine umfriedete Örtlichkeit wie ein altes Kloster wohl einfacher zu schützen als ein Hotel mitten in einer Großstadt.

Die Wahl der Tagungsadresse folgt zudem auch einem übergeordneten Prinzip. Man wolle Glaubwürdigkeit und Präsenz vor Ort zeigen, heißt es, indem man eben nicht ins Nobelhotel geht – am konkreten Beispiel gemessen wäre das wohl der „Quellenhof“ in Aachen. „Die Organisatoren der Vollversammlung haben gute Erfahrungen mit abgeschiedenen Orten gemacht, wenn ich mich an die Vollversammlung vor einigen Jahren im Kloster Schöntal im Bistum Rottenburg-Stuttgart erinnere“, so Bischof Dr. Dieser.

Pater Wieslaw Kaczor hört die Worte wohl alleine er glaubt, „dass es zweifellos eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern benötigen wird, um Aufgaben wie die Verkehrsführung, Parkplatzreservierungen für die Autos der Bischöfe und mögliche Aktivitäten für deren Chauffeure zu bewältigen“.

Apropos „Aktivitäten“: Zum einen wird es an einigen Abenden während der Vollversammlung nach den Beratungen Veranstaltungen wie den „Misereor-Abend“ oder auch einen Abend speziell für die angereisten Medienvertreter im „Schafstall“ geben. Zum anderen aber sind hl. Messen in Steinfelds Basilika geplant. Mit bis zu 60 Bischöfen. „Schon jetzt lade ich die Eifeler und alle Interessierten zur Mitfeier der Gottesdienste während der Vollversammlung ein. Alle Gottesdienste werden öffentlich sein“, so Bischof Dr. Dieser.

Die Gelegenheit wird sich vermutlich auch Sr. Gratia, Äbtissin der zehnköpfigen Gemeinschaft aus Trappistinnen und Anwärterinnen im kleinen Kloster direkt angrenzend an Kloster Steinfeld, wohl nicht entgehen lassen. Ein bisschen viel Trubel vor den Türen des Schweigeordens? „Ach wo“, winkt Sr. Gratia tiefenentspannt ab, „der Trubel gehört einfach dazu. Und nach vier Tagen hat man es ja überlebt.“ Sie ist überzeugt: „Steinfeld ist ein heiliger Ort! Das kann auf die Vollversammlung nur eine positive Ausstrahlung haben.“

Und auch P. Wieslaw Kaczor, den jetzt schon die Sorge umtreibt, grinst am Ende mit Vorfreude: „Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz kommt – das ist so, als ob die Bundesliga oder die Bundesregierung in unser kleines Dorf und Kloster Steinfeld kommt!“

Gastgeber Christoph Böhnke wiederum kann die Aussicht ebenfalls nicht schocken. Er war in seinem Berufsleben unter anderem am Luxushotel Bayerischer Hof in München beschäftigt „Da hatten wir schon Robin Williams oder die Rolling Stones zu Gast. Mick Jager, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts wollten damals unter anderem in ihren Suiten jeder eine komplette Küche stehen haben. So schlimm wird es bei den Bischöfen garantiert nicht werden.“ (sli)

Vollversammlung

„Eine Vollversammlung mitten in der Eifel weist auf das Geheimnis der Kirche hin: Sie baut auf dem Zeugnis des Glaubens aus den früheren Generationen auf und kann und muss doch zu jeder Zeit neu bezeugen, wie derselbe Glaube in den Fragen von heute Orientierung, Kraft und Lebensbejahung hervorbringt“. Bischof Dr. Helmut Dieser rückt den Aufenthalt der Deutschen Bischofskonferenz in Kloster Steinfeld in einen großen theologischen Zusammenhang. Denn vor diesem Hintergrund habe man gerade in Steinfeld mit dem Grab des hl. Hermann-Josef „auch noch eine starke Hilfe“, so Dieser:  „Er war es, der von seinem Kloster Steinfeld aus im 12. Jahrhundert ein überzeugender Glaubensbote war und bis heute dort verehrt wird“.

Steinfeld-Historiker Helmut J. Kirfel weist auf eine weitere Bedeutungsebene hin: „2025 ist das nächste Heilige Jahr. Dass ausgerechnet das Kloster Steinfeld in diesem Jahr Ort der Frühjahrsvollversammlung ist, das ist zusätzlich bemerkenswert“. Fragt man Bischof Dr. Helmut Dieser, mit welchem Eindruck seine Amtsbrüder die Eifel dann wieder verlassen sollen, ist seine Antwort klar: „Schön ist es bei uns!“ (sli)

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe der (Erz-)Bistümer in Deutschland. Derzeit gehören ihr 61 Mitglieder (Stand: April 2024) aus den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft. Während die Herbst-Vollversammlung immer in Fulda, am Grab des heiligen Bonifatius, stattfindet, trifft man sich zur Frühjahrs-Vollversammlung an jeweils wechselnden Orten. Bei der Vollversammlung beraten sich die Bischöfe in zahlreichen Arbeitssitzungen, koordinieren Aufgaben und treffen Entscheidungen für die Kirche in Deutschland. Seit 3. März 2020 ist Bischof Dr. Georg Bätzing, Bischof von Limburg, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. (DBK/sli)

Übernahme des Originalartikels,  erschienen im DuMont Verlag – Kölner Stadtanzeiger, Kölner Rundschau – 10.04.2024
Text, Bild: S.Lieser